Dasnî û Dassinî – Die Dasnii

Art. Nummer Autor Datum
53  Hayrî Demir 11.01.2011

Name

„Dasnî“ (dt. „Dasnii“) ist eine Fremd- und Eigenbezeichnung für die Angehörigen der êzîdischen Religion, vornehmlich als Êzîden bezeichnet.

Der Begriff „Dasnî“ leitet sich vom indoiranischen Wort „Daevasny“ ab, was sinngemäß „Diejenigen, die die arische Gottheit anbeten/verehren“ bedeutet.
„Daevasny“ ist das Adjektiv zum Nomen „Daeva“. Daeva ist ebenfalls indoiranisch und war bzw. ist die Bezeichnung für eine arische Gottheit.

Zarathustra, der Stifter der Zoroastrischen Religion, der die arischen Gottheiten ablehnte, kehrte nicht nur die Religionspraxen der arischen Völker um, sondern auch die deren Begriffsbedeutungen. Aus diesem grund taucht in der von ihm später niedergeschriebenen Gatha der Begriff „Daeva“  als Bezeichnung für dämonenartige Wesen auf. Er versuchte so den Einfluss dieser arischen Gottheiten zu unterbinden.

In seiner ursprünglichen Form ist Daeva aber z.B. noch in dem von den Ariern (sprachlich und mythologisch) geprägten Teil der Veden, der Rigveda (älteste Form des Vedischen) zu finden.

Zugleich ist der Name „Dasnî“ auch Namensgeber für eine der bekanntesten und einflussreichsten Herrschaftsgebiete in der êzîdischen Geschichte und des Nahen Ostens namens „Dassinî“.

ANWENDUNG VON „DASNΓ FÜR DIE ANGEHÖRIGEN DES ÊZÎDENTUMS

Schon bevor Zarathustra die Religion der Arier diffamierte bzw. je nach Auslegung reformierte, waren die Êzîden Anbeter jener arischen Gottheiten. Hierunter fallen sowohl Tawisî Melek (dt. Tausi Mäläk), der oberste Erzengel der êzîdischen Religion, als auch die personifizierte Sonne Şêşims (dt. Scheschims). Beide werden bis heute von den Êzîden auf verschiedene Art und Weise geehrt. Auch das ältest überlieferte arische Fest „Bêlindê“ (dt. Beelindee) wird heute nur noch von den Êzîden zelebriert.
Die von Zarathustra neu gestiftete Religion gewann besonders unter der iranischen Bevölkerung an Zulauf. Diejenigen, die ihre alte Religionsangehörigkeit beibehalten wollten und sich der Missionierung Zarathustras widersetzten, wurden mit Gewalt gedroht. Die Drohung blieb nicht ohne Todesopfer, dennoch behielt ein beachtlicher Teil seine alte Religion bei.
Zarathustras Missionierungsdrang zeigt sich auch darin, wie er die Götter der davorigen Religionen in seinen Schriften beschrieb und nannte. Er nannte die bösen Dämonen in seiner Gatha „Daeva“. So wurde aus Daeva ein Begriff, der mit dem Bösen in Verbindung gebracht wurde. Die Zoroaster nannten die Angehörigen der êzîdischen Religion „Daevasny“, kurz „Dasnî“, was für sie nicht mehr „Anbeter der arischen Gottheit“ bedeutete, sondern „Anbeter des Bösen“ od. „Anbeter der Dämonen“.

Auch die für das Êzîdentum bis heute als gut geltenden Tiere, wie die Schlange und der Skorpion wurden von Zarathustra künftig als schädliche Tiere, die vom bösen Ahriman gesendet werden, diffamiert.

Selbst Bräuche, wie die Opferung eines Bullen zu einem besonderen Anlass, bei den Êzîden zum Cimaya Şîxadî (dt. Das Fest der Versammlung zu Ehren des Heiligen Sheikh Adî, Inkarnation des Tawisî Meleks), diskreditierte Zarathustra in seinen Offenbarungen. Auch ist Ahriman in seiner mythologisch ursprünglichen Form Ariman kein anderer, als Tawisî Melek selbst.

Er kehrte somit die Religion der Êzîden fast vollständig ins Gegenteil. Das Judentum wurde stark vom Zoroatrismus geprägt, was sich z.B. an der Schlange als Symbol des Bösen erkennen lässt. Das Christentum und schließlich der Islam übernahmen diese Symbolik ebenfalls.

Dass die Êzîden oft als Anbeter des Bösen diffamiert wurden und bis heute zum Teil werden, sind auf die böswillige Äußerungen Zarathustras zurückzuführen. Deshalb sind politisch motivierte Behauptungen, Zarathustra sei Bestandteil der êzîdischen Religion absurd und völlig unwissenschaftlich.

Die Angehörigen des Êzîdentums standen nach wie vor zu ihrer Religion, als auch zu ihren eigenen Bezeichnung, worunter „Daevasny“ als „Anbeter der arischen Gottheit“, ebenfalls fällt. So nennen sich viele bis heute „Dasnî“. In der Historie Mesopotamiens auch oft „Devsinnî“ (ebenfalls aus „Daeva“).

DAS EMIRAT BZW. LAND DER DASNÎ, DASSINÎ

Als „Dassinî“ (dt. Land der Dasnî bzw. Êzîden) wird das Gebiet gemeint, das heute allgemein unter dem Gebiet Kurdistan bekannt ist. 2.000 v.Chr. wird Dassinî von den Assyrern überliefert. Nochmals um 700 v.Chr. und auch später in islamisch und christlichen Quellen.

Erst als im 7. Jahrhundert die Êzîden mehrheitlich zwangsislamisiert wurden, verlor die Bezeichnung „Dasnî“ langsam an Bedeutung, da die Angehörigen nun keine „Daevasny“ mehr waren, sondern überwiegend Muslime. Die Bezeichnung „Dasnî“ wurde von „Kurdistan“ (dt. Land der Kurden) abgelöst, um so auch die muslimischen Kurden als Angehörige dieses Gebietes zu erfassen. Viele Êzîden behielten jedoch diese Bezeichnung bei, woraufhin sich 916 n.Chr. das êzîdische Emirat Namens Dassinî bildete.

Der bekanntesten Herrscher über das damals noch als Dassinî geltende Land ist Pîr Cafer ê Dassinî, besser bekannt als Mîr Cafer ê Dassinî (dt. Der Fürst Cafer aus Dassinî, siehe Hauptartikel Mîr Cafer ê Dassinî) gewesen, der 839 n. Chr. Herrscher von Dassinî wurde und Mîr Hussein Beg, der direkte Vorfahre des heutigen Mîr Tahsîm Beg.

Als einziges Emirat der gesamten kurdischen Historie hat alleine dieses êzîdische Emirat, mit dem heutigen Mîr Tahsîm Beg an der Führung, Bestand. Dies ist heute besser als das Emîra Şêxan (dt. Emirat Sheekhan) bekannt.

QUELLE

Dengê Êzîdiyan Oldenburg, „Yezidische Helden –Mêrxasên Êzîdîyan“, ISBN978-3-9810751-4-5